Anfahrt: Über die Innatalautobahn bis Kufstein-Süd. Dann auf der Bundesstraße Richtung St. Johann und Kitzbühel. Man fährt über den Paß Thurn und schließlich durch den gebührenpflichtigen Felbertauerntunnel. Kurz danach zweigt man rechts ab Richtung Matreier Tauernhaus.
Anfahrt planen mit Google-Maps Ausgangspunkt: Großer gebührenpflichtiger Parkplatz am Matreier Tauernhaus (1512m).
Route: Vom Matreier Tauernhaus marschiert man in 1 1/4 Stunden auf einer Schotterstraße nach Innergschlöß zum Venedigerhaus (1691m). Diese Strecke kann man auch mit einem Taxibus zurücklegen, der sich vormittags und nachmittags in der Regel an feste sprich stündliche Abfahrtzeiten hält (4.50 Euro pro Person). Am Venedigerhaus folgt man nun der Beschilderung zur Neuen Prager Hütte. Die erste halbe Stunde geht es fast eben in Richtung Talschluss. Dann wird der breite Gebirgsbach gequert und es folgt ein steiler, schweißtreibender Aufstieg. Über Serpentinen geht es auf deutlichem Steig zunächst an der Alten Prager Hütte (2489m) vorbei und dann, teils über Blockgestein, weiter zur Neuen Prager Hütte (2796m), wo sich eine erste Übernachtung anbietet.
Am nächsten Morgen leiten einen die Markierungen über Blockgestein bis an den Rand des Schlatenkees. Dort anseilen! Mäßig steil geht es nun auf dem Gletscher in westlicher Richtung weiter. Achtung, zahlreiche Spalten! Der schneebedeckte „Buckel“, den man schon von der Neuen Prager Hütte aus stets im Visier hat, ist noch nicht der Groß-, sondern der Kleinvenediger. An ihm südlich vorbei, anschließend passiert man den flacheren Abschnitt der Venedigerscharte, wo von Norden Spuren von der Kürsingerhütte heraufkommen. Nun wird’s zum Abschluss noch einmal spürbar steiler. Im leichten Zickzack geht’s hinauf zum Gipfelgrat, der zunächst noch recht breit ist, sich aber immer mehr verengt, je mehr man sich dem Gipfelkreuz des Großvenediger nähert. Die letzten 15 Meter sind je nach Schneelage sehr exponiert. Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich!
Rundtour (optional): Nach einer hoffentlich fantastischen Gipfelsicht hält man sich zum Abstieg zum Defreggerhaus Richtung Süden. Das heißt, man verlässt den breiteren Teil des Gipfelgrates nicht dort, wo man heraufgekommen ist, sondern folgt ihm noch weiter südwärts, denn rechts (westlich) am Rainerhorn vorbei. Mäßig steil ist es möglich, auf relativ direktem Weg abwärts zu gehen. Im unteren Teil des Inneren Mullwitzkees heißt es wegen der Spaltengefahr wieder besonders aufpassen. Das letzte Stück auf dem Gletscher geht eben dahin, wobei man immer mal wieder Spalten ausweichen muss, ehe man den Ostrand des Gletschers erreicht. Ein paar Meter geht es über Blockgestein hinauf, dann rechts halten und man erreicht kurz darauf das Defreggerhaus (Übernachtung).
Vom Defreggerhaus aus folgt man den Markierungen, die einen nach Osten auf das Äußere Mullwitzkees leiten. Zweieinhalb Stunden ist man ostwärts unterwegs, bis man über diesen leicht nach Süden geneigten Gletscher das Froßnitztörl erreicht. Wobei man etwa auf der Hälfte der Strecke einen aus dem Eis ragenden Felsenkamm überwinden muss, die Glexenköpfe. Nach den Einzeichnungen in der Alpenvereinskarte sollte man diesen Kamm eigentlich auf dem Gletscher südseitig umgehen. Doch dies ist wegen des Gletscherrückgangs nicht mehr zu empfehlen, da man sonst in sehr steiles Gletschergelände mit Spaltensystemen kommt. Besser ist es daher, den Felskamm an geeigneter Stelle zu übersteigen und dabei schon etwas an Höhe gut zu machen. Dies ist bei guten Verhältnissen völlig unschwierig. Auf der anderen Seite des Felsrückens geht es dann wieder über den Gletscher hinüber zum Froßnitztörl nördlich der Weißspitze. Das Törl stellt den Übergang zum Frosnitzkees dar. Auf diesem zunächst etwas links haltend, schließlich auf relativ direktem Weg steil abwärts zum Gletscherrand im Nordosten. Nun über Schutt zu einem Wegweiser, dann rechts und auf dem Rücken der Seitenmoräne entlang Richtung Badener Hütte (Übernachtung).
Von der Badener Hütte aus folgt man einem herrlichen und abwechslungsreichen Höhenweg Richtung Norden zum Löbbentörl. An manchen Stellen ist der Steig etwas ausgesetzt und mit Drahtseilen gesichert. Nach einem Schlussanstieg steht man nach gut einer Stunde auf dem Löbbentörl. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf den Großvenediger und auf die umliegende Gletscherwelt (wer will, kann noch den nahen Inneren Knorrkogel (2882m, 20 Min.) als Tagesgipfel mitnehmen). Vom aussichtsreichen Löbbentörl aus geht es über Blockgestein und einige Schneefelder zur Seitenmoräne des Schlatenkees. Nun stets auf einem Steig, der aussichtsreich auf dem Rücken der Moräne entlangführt, Richtung Innergschlöß. Man kommt an einer Wegkreuzung vorbei, von der aus man über eine Gletscherzunge wieder hinüber zu den Prager Hütten kommen könnte, doch um rasch abzusteigen, geht man am besten am hübschen Salzbodensee vorbei und dann über einen breiten und versicherten Weg steile Serpentinen hinunter ins Tal. Dann eine halbe Stunde lang Rückweg durch dieses Tal, bis man schließlich wieder das Venedigerhaus und später das Matreier Tauernhaus erreicht.
Charakter/Schwierigkeit: Natürlich ist der Gang auf den Großvenediger der Höhepunkt dieser Tour, doch dabei bleibt es nicht. Dadurch, dass man den Gipfel quasi überschreitet, durch die spätere Gletscherquerung vom Defreggerhaus zur Badener Hütte, und den sich daran anschließenden Höhenweg bekommt man einen ausgezeichneten Eindruck vom hochalpinen Charakter der Venedigergruppe. Landschaftlich ist diese Tour allererste Sahne! Es handelt sich um eine leichte bis mittelschwere hochalpine Tour, die über spaltenreiche Gletscher führt. Daher sind sicheres Gehen am Seil, Erfahrung im Begehen von Gletschern und volle Hochtourenausrüstung unerlässlich. Für den (je nach Verhältnissen) schmalen Gipfelgrat am Großvenediger sind Schwindelfreiheit und Trittsicherheit nötig. Für den Abschnitt zwischen Badener Hütte und Löbbentörl genügt gute Trittsicherheit, die etwas ausgesetzteren Stellen sind drahtseilversichert.
Gehezeit: Matreier Tauernhaus – Venedigerhaus (Innergschlöß) 1 1/4 Std; Venedigerhaus – Neue Prager Hütte 3 1/2 Std.; Neue Prager Hütte – Großvenediger 3 1/2 Std.; insg. ca. 8 Stunden im Aufstieg, Abstieg ca. 6 Std..
Weiterweg bei Rundtour: Großvenediger – Defreggerhaus 1 1/2 Std.; Defreggerhaus – Badener Hütte 4 Std.; Badener Hütte – Löbbentörl - Venedigerhaus 3 1/2 Std.
Tourdaten: ca. 2.200 Höhenmeter jeweils im Auf- und Abstieg
Beste Jahreszeit: Juli bis Anfang September
Stützpunkt: 1. Neue Prager Hütte (2796m), DAV, 98 Schlafplätze, geöffnet Anfang Juni bis Ende September, Tel: 0043 / 4875 / 8840.
2. Defreggerhaus (2962m), ÖTK, 72 Schlafplätze, geöffnet Ende Juni bis Ende September, Tel: 0043 / 676 / 9439145.
3. Badener Hütte (2608m), ÖAV, 48 Schlafplätze, geöffnet Anfang Juli bis Mitte September, Tel: 0043 / 664 / 9155666.
4. Venedigerhaus (1689m), privat, 34 Schlafplätze, geöffnet Mitte Mai bis Mitte Oktober, Tel: 0043 / 4875 / 8820
Karte: Kompass Blatt 38, Venedigergruppe, 1:50.000. Oder AV-Karte Venedigergruppe, Blatt 36.
Autor: Manfred Wöll