Beiträge von watuLammini

    Route => Skitour Falkenkar


    (Etwas längerer Bericht; wer nur an Schneeverhältnissen interessiert ist, überspringt den oberen Teil)


    Einmal wollte ich noch raus in dieser Saison, nachdem ich in den letzten Jahren immer mehr Gefallen an Frühjahrsskitouren gefunden hatte. Zudem ist das Karwendel für mich großteils noch Neuland, insbesondere was Skitouren angeht.

    Deshalb hatte ich nach etwas Recherche den Plan gefasst, mich am letzten Freitag im April ins Falkenkar zu begeben. Mich reizte der alpine Flair und die Einsamkeit der Tour, sowie die Möglichkeit, evtl die grüne Rinne oben als Abfahrtsvariante mitzunehmen (Bericht dazu hier: http://harry.ilo.de/projekte/berge/ski.php?tour=12). Und nicht zuletzt der Fakt, dass der Ausgangspunkt bei gesperrter Mautstraße ohne langen Talhatscher oder Fahrrad erreichbar ist ;-).


    Es hatte in der Nacht zuvor gut abgestrahlt, trotzdem war ich wohl etwas spät dran. Als ich gegen 8 Uhr an der Mautstation zur Eng parken wollte, war ich außerdem davon überrascht, dass die Mautstraße bereits geöffnet war. Auf Nachfrage hieß es: „Ja, bei gutem Wetter machen wir schon früher auf“. Also gut zu wissen, evtl. auch für die nächsten Jahre. Andere Tourengeher*innen wussten das vermutlich auch nicht und waren mit dem Rad unterwegs in die Eng.


    So fuhr ich doch noch die 1,5 Kilometer bis zum Parkplatz am Rißbach (was ich mir glaub ich beim nächsten Mal sparen und [hoffentlich?] gratis an der Mautstation parken würde) und traf dort auf einen erkennbar älteren (83 Jahre, wie ich bald erfuhr) Mann. Nach etwas Geplausche erzählte er mir, dass er ins Johannestal fahren würde (Ski am Rad) und stellte mich auf eine längere Tragepassage bis zum ersten Schnee ein.

    Nach diesem Gespräch und wegen der unerwartet geöffneten Mautstraße überlegte ich dann nochmals länger hin und her, nicht doch die Hochglückscharte anzugehen und mir dadurch vielleicht ein gutes Skitragen zu sparen. Letztlich fuhr ich mit dem Auto noch ein bisschen ins Tal und nach einem längeren Blick ins Falkenkar von der Straße aus, entschied ich mich dafür, dabei zu bleiben.


    Als ich zurück am Parkplatz war, traf ich wieder auf den Ski-Radler von vorhin, der zurück aus dem Tal gefahren kam, als ich gerade losgehen wollte. Auf meine Frage hin, was los sei, antwortete er, dass er inzwischen einfach zu alt für solche Touren sei und schon beim Radeln Probleme gehabt hätte, was mir irgendwie Leid tat, obgleich die Entscheidung vernünftig gewesen sein mag.


    So, nun ging es jedenfalls endlich los Richtung Falkenkar. Nach ca. einer knappen Stunde hatte ich den Forststraßenteil überwunden und war auf der linken Bachseite Richtung Wasserfall und erstem Felsriegel aufgestiegen. Mit etwas Gesuche und GPS fand ich den Weg durch den Schrofenwald der ersten Felsstufe doch ganz gut. Allerdings war ich anschließend noch längere Zeit ziemlich genervt mit dem Latschenkampf über der besagten Stufe beschäftigt, weshalb ich die Ski auch ziemlich lange getragen habe, obwohl bereits direkt über dem ersten Felsriegel ausreichend Schnee lag. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, keinen wirklich guten Weg gefunden zu haben. Beim nächsten Mal werde ich wohl versuchen, diesen Teil (entweder von ganz unten oder nach der ersten Stufe) über rechts anzugehen – schaut zumindest von unten mehr nach Ski- als Gehgelände aus. Aber gut, ich wollte ja alpinen Flair ;-).



    Endlich konnte ich also die Ski anschnallen, als sich die Latschen immer mehr zurückzogen. Hier ist die Schneelage noch sehr gut, man bekommt endlich eine freie Sicht nach oben und ich richtig Lust auf die Abfahrt. Der Schnee war zu diesem Zeitpunkt in der Sonne schon oberflächlich weich und man merkte immer mehr Setzung bei Belastung. Noch kein grundloser Sulz, nichtsdestotrotz versuchte ich nun, Gas zu geben, um die Abfahrt noch genießen zu können und die Lawinengefahr zu minimieren. Die grüne Rinne rechts im Bild sah außerdem sehr verlockend aus und ich spekulierte, in dieser Variante noch etwas besseren, weil sonnengeschützteren Schnee zu finden.


    Insbesondere im oberen Teil sah man deutliche Lawinenkegel, die die Ernsthaftigkeit der Tour nochmals vor Augen führten. War für mich bei der Steilheit der umliegenden Wände aber auch nicht überraschend und an dem Tag selbst merkte ich keine große Anzeichen von Gefahr; wenn es nachts nicht klar und kalt gewesen wäre, hätte die Sache aber vielleicht anders ausgesehen.



    Im oberen Teil des Kars, welcher ostseitig exponiert richtung Grüne-Rinn-Scharte läuft, war der Schnee dann schon sehr nass (hätte ich eigentlich wissen müssen). Man hätte hier auch gut Pause machen und umdrehen können, aber irgendwie quälte ich mich noch hoch, die letzten Meter mit den Ski auf dem Rücken im leichten Felsgelände kletternd, um mir den Sulz zu ersparen und keine Nassschneerutsche zu verursachen.


    Oben auf der Scharte angekommen, bekam ich den ersten Einblick in die grüne Rinne: Puh, echt steil. Ich hatte leider keine Muße, Fotos davon zu machen, sondern machte nur eine kurze Rast an der Scharte unterhalb der eigentlichen Grünen-Rinn-Scharte und haderte dauernd mit den Gedanken, in die steile Rinne hineinzuqueren oder den Aufstiegsweg, der immer noch sehr steil war, im Sulz abzufahren. Keine der Varianten war ansprechend. Doch nach ein, zwei vorsichtigen Querungsversuchen zu Fuß in die Rinne, bei denen ich z. T. hüfttief und meines Erachtens nach ziemlich exponiert über einem Felsabbruch im Schnee versank und eine kleine Lawine von den umliegenden Felsflanken über die letzte Steilstufe der grünen Rinne beobachten konnte, bestätigte sich mein Bauchgefühl, dass diese Entscheidung heute falsch gewesen wäre und ich fand mich mit der Sulzabfahrt entlang der Aufstiegsspur ab. Im Nachhinein bin ich froh darüber.


    Zum Glück ging dann der obere, nasse Teil besser, als ich erwartet hatte. Kein Genuß, aber kein ewig weites Versinken und keine größeren Schneerutsche. Sobald ich dann in den etwas schattigeren Teil des Kar kam, fand ich auch noch ziemlich viel unerwartet guten Firn. Sogar die Lawinenboller, die kaum komplett zu vermeiden waren, ließen sich halbwegs gut befahren, weil sie etwas aufgeweicht waren.



    Dann folgte noch der obligatorische Latschenteil im Abstieg, auf den ich mich die ganze Zeit schon besonders gefreut hatte. Tja, irgendwie hab ichs auch geschafft, bin in der Abfahrt ziemlich weit rechts (in Abfahrtsrichtung) geblieben, um noch möglichst viel mehr oder weniger geschlossene Schneefelder mitzunehmen. So musste ich dann unten nochmal den Bach kurz oberhalb des Wasserfalls beim ersten Felsriegel queren und leicht durch den Schrofenwald abklettern.


    Und siehe da, nur wenige Meter, bevor ich wieder den Aufstiegsweg erreicht, fand ich im Schrofengelände zuerst einen Stock und anschließend einen einzelnen Ski. Beides noch relativ gut beinander und voll funktionsfähig (soweit ichs gesehen hab). Na gut, dann hatte ich wohl noch etwas mehr Gewicht für den Abstieg.


    Erster bzw. letzter wirklicher Schneekontakt: Schneefeld beim Wasserfall der ersten Felsstufe. Nur wenige Meter daneben lagen Ski und Stock, nicht direkt in schönem Skigelände...


    Endlich am Auto angekommen, gönnte ich mir noch ein kleines Bad im Rißbach und genoß den schönen Frühlingstag – rätselnd, was wohl die Geschichte hinter dem Ski ist. Wer mir helfen kann oder Anspruch darauf erheben möchte, gerne :-).


    Fazit

    Beeindruckende und einsame Tour in wunderschöner Landschaft! Tragestrecke für mich noch völlig OK und wahrscheinlich noch länger Schnee oben im Kar. Der Teil ab der Felsstufe lässt sich sicherlich wegfindungsmäßig optimieren, wird aber vermutlich auch langsam weiter ausapern. Was den Schnee angeht, war an dem Tag fast alles zu finden: Eisiger Harsch oder gepresster Schnee, manchmal brüchig, aber auch viel Firn, der manchmal weich war, manchmal etwas bremsend bis zum Sulz. Oben sogar fast noch richtiger Pulver. Letztlich kann man bei der Tour glaub ich ganz gut varieren, wo genau im Kar man abfährt und dadurch die Schneeverhältnisse optimieren. Und irgendwann wag ich mich vielleicht auch noch an die grüne Rinne ;-).