- Gipfel
- Mont Blanc
- Höhe
- 4810
- Art der Tour
- Skitour
- Datum der Tour
- 11. Mai 2025
- Ausgangspunkt
- Chamonix
- Exposition der Route
- N
Seit mehreren Jahren stand eine Skitour auf den Mont Blanc als Saisonabschluss auf meiner Liste - heuer hat es endlich geklappt, daher hier mal ein ausführlicher Reisebericht dazu.
Nachdem Balmat und Paccard den Mont Blanc 1786 erstbestiegen hatten… äh, soweit will ich dann doch nicht ausholen
Also…
Wir wollten die klassische Route vom Refuge des Grands Mulets nehmen, welche natürlich in der Skitourenzeit Ende April / Anfang Mai sehr ausgebucht ist. Nachdem das Wetter in der Zeit unserer Erfahrung nach doch recht instabil ist, haben wir dieses Jahr an den ersten drei Mai-Wochenenden eine Übernachtung auf der Hütter reserviert; dies schon Ende 2024, weil dann recht schnell alles voll ist - man kann bis 4 Tage vorher nahezu kostenfrei stornieren, falls die Bedingungen und das Wetter nicht gut erscheinen.
Das zweite Mai-Wochenende schien diesmal für uns erfolgversprechend, so dass wir am Freitag losfuhren, Samstag zur Hütte aufstiegen und Sonntag den Gipfel erreicht haben - Wetter und Bedingungen waren prima, besser kann man’s fast nicht kriegen!
Doch der Reihe nach: Zur Hütte kommt man am einfachsten durch Auffahrt mit der Aiguille du Midi Seilbahn bis zur Mittelstation Plan de l’Aiguille auf ca. 2300m, und anschließendem Aufstieg zum Refuge, ca. 900hm und 3,5h. Die Seilbahn (23 EUR rauf und runter) sollte man auf jeden Fall einige Tage vorher reservieren, mit Zeitslot am Vormittag, weil großer Andrang herrscht und man sonst keinen Platz mehr kriegt.
Von der Mittelstation ging’s erst ca. 15 min zu Fuß am Wanderweg runter zum Pèlerins Gletscher (oder was davon übrig blieb) und es gilt die Moränen zu überqueren. Entgegen diverser Beschreibungen erfolgt das derzeit am besten ziemlich weit unten (talseits), dort wo die Moränen auslaufen und nicht mehr so steil sind. Weiter oben waren zwar auch Skispuren zu sehen, aber der Abstieg auf den Schutthängen sieht sehr ekelhaft aus. Man quert dann, nach mehrmaligem kurzen Tragestellen, oberhalb der alten Seilbahnstation nach Süden und erreicht schließlich den Bosson Gletscher. Über den geht es erst flach rüber bis zur Schlüsselstelle, der sogenannten Jonction, wo der Gletscherbruch an einer kurzen Passage (ca. 50m) recht spaltig und an geeigneter Stelle zu durchqueren ist.
Die Verhältnisse dort ändern sich meinen Beobachtungen nach relativ häufig, aktuelle Informationen zur Jonction finden sich aber im Internet auf der Info-Seite der von "La Chamoniarde“, wo generell Informationen zu den Verhältnissen rund um Chamonix gepostet werden, oder auch auf dem Instagram-Account der Hütte („lesgrandsmulets“).
Nach der Jonction geht’s nochmal steil aufwärts zur Hütte, welche ganz oben auf einem Felsvorsprung liegt und über eine Art Klettersteig zu erreichen ist (die Ski bleiben unten).
Ich fand das Refuge des Grands Mulets gut, es ist natürlich wenig Platz dort und alles sehr eng, aber gut organisiert, das Essen schmackhaft und reichlich, die Leute nett und entspannt. Es gibt keinerlei fließend Wasser (Trinkwasser 1,5l zu kaufen für 5 EUR), keinen Waschraum und nur zwei rudimentäre Außentoiletten. Abendessen war in zwei Schichten (18 und 19 Uhr), anschließend ging’s eh bald ins Bett (16er Lager). Wir nahmen wie viele das Frühstück um 2 Uhr, dieses ist im Rahmen der Möglichkeit sehr ordentlich mit Brot, Speck, Käse, Müsli, Kaffee/Tee, Marschtee zum Mitnehmen.
Um kurz vor 3 standen wir also wieder am Skidepot und starteten mit etlichen anderen mit den Stirnlampen zum Gipfelsturm.
Es stellte sich natürlich vorher schon die große Frage nach der Aufstiegsroute:
Es gibt den klassischen Weg über das Petit Plateau und das Grand Plateau oder die Route über den Dôme de Goûter Nordgrat.
Der Weg über die Plateaux ist technisch einfacher, aber aufgrund von Eisschlag und Serac Abbrüchen gefährlicher. In vielen Führern oder Beschreibungen wird daher davon abgeraten und nur noch der Weg über der Nordgrat empfohlen, welcher jedoch steile Aufschwünge und je nach Verhältnissen Blankeispassagen zu bieten hat, was auch derzeit der Fall ist. Gute Beschreibungen und aktuelle Berichte diesbezüglich finden sich übrigens auch auf der französischen Seite camptocamp.org.
Unserer Beobachtung der letzten Wochen nach wählte eine große Mehrheit der Aspiranten daher den Weg über die Plateaux, so auch wir an unserem Gipfeltag!
Es gibt übrigens eine geniale Webcam auf der Aiguille du Midi, wo man den Aufstiegsweg zum Mont Blanc gut einsehen kann, samt Zeitleiste zum Durchscrollen - man suche sich also an einem der vergangenen Schönwettertage die Bilder zwischen ca. 3 und 5 Uhr morgens und sieht die Stirnlampenkette auf den verschiedenen Wegen Richtung Gipfel streben (https://de.chamonix.com/webcam…l-aiguille-du-midi-3842-m).
Wir starteten also um 3 Uhr los, erst über einen zerfahren steilen Hang oberhalb der Hütte, bis man in die „Hauptspur" einschwenkt und auf Autopilot durch die Dunkelheit stapft. Die Spur war bestens angelegt, führt anfangs noch durch ein unangenehmes Lawinenfeld von einem Abgang vor einigen Tagen, und dann auf das Petit und Grand Plateau, möglichst weit von den gefährlichen Seracs entfernt. Als es langsam hell wurde waren wir auf dem Grand Plateau angekommen, einer flachen Ebene wo man dann aufwärts nach rechts zum Col du Dôme abbiegt und zum Vallot Biwak gelangt. Es gab dort einen guten halben Meter Neuschnee von vor einigen Tagen, in der Höhe auch noch recht pulvrig - gut dass da schon schon eingespurt war!
Nach dem Vallot Biwak noch ca. 100hm mit Ski aufwärts, bis der Bosses Grat Richtung Gipfel steil beginnt und es nur noch zu Fuß mit Steigeisen weiter geht.
Laut Berichten des Hüttenwirts und unseren Beobachtungen war die Nordabfahrt (Face Nord) gut machbar und auch schon befahren, so dass wir die Ski mit zum Gipfel nahmen, um direkt von dort abzufahren!
Aber vorher ging’s noch auf dem Grat zum Gipfel, eine schöne Stapfspur mit nur wenigen harten Stellen, derzeit sehr gut zu begehen.
Einzig die Höhe machte den Anstieg auf den letzten 200hm ziemlich anstrengend (trotz Akklimatisierung auf einigen fast 4000ern in den Ostalpen in den Wochen vorher)...
Alle Mühen waren jedoch verflogen als wir um kurz vor 10 nach knapp 7 Stunden den Gipfel erreichten, bestes Wetter und geniale Sicht, auf der italienische Seite ein Wolkenmeer unter uns, im Norden nur ein paar Wölkchen. Sonne und nur ein wenig Wind, trotzdem kalt, aber besser hätten wir es hier kaum erwischen können, welch ein Erlebnis!
Nach kurzer Pause ging’s an die Abfahrt, kurz direkt nach Norden, dann abwärts links einschwenkend in die Face Nord (anfangs eher west- oder nordwestwärts) hinunter. Teils noch guter Pulver, etwas zerfahren, aber sehr anstrengend aufgrund der Höhe. Am Ende auf das Grand Plateau zurück, wobei die Ausfahrt kurz unter Eisabbrüchen quert und eher zügig zu passieren ist. Dann entlang der Aufstiegsroute zurück, endlich sahen wir dabei auch die in der Dunkelheit passierten furchterregenden Seracs am Petit Plateau…
An der Hütte vorbei hinunter zur Jonction, die wir diesmal zu Fuß passierten, und anschließend zurück zur Seilbahn im auf und ab wie gehabt.
Mit der Bahn schweben wir zurück nach Chamonix, was für ein herausragender Tag!
Blick vom Start Richtung Hüttenzustieg:
Jonction:
Hütte in Sicht:
Klettersteig zur Hütte:
Am Grand Plateau:
Bosses Grat:
Abfahrt nach Norden:
Blick zurück: