Kleine Ötztal-Winterraumrunde

  • Gipfel
    Hochvernagtspitze
    Höhe
    3535
    Gebirge
    Ötztaler Alpen
    Art der Tour
    Skitour
    Datum der Tour
    6. April 2025
    Ausgangspunkt
    Mittelberg
    Gefahreneinschätzung
    mäßig

    In vier Tagen haben wir die Ötztaler Alpen erkundet und für maximale Flexibilität wählten wir dafür Winterräume als Stützpunkte. Dank der Schneefälle letzte Woche erwarteten wir auch recht ordentliche Bedingungen. Aufgrund der Warnungen im DAV Bergbericht waren wir allerdings doch recht skeptisch bezüglich der ausreichenden Spaltenabdeckung auf den Gletschern.


    Mittwoch abend ging es mit dem Zug kurz nach Imst für die Übernachtung vor Ort. Dank Deutschlandticket kostet die Anreise weniger als 20€. Am Donnerstag morgen dann kostenlos weiter mit dem Skibus bis nach Mittelberg. By fair means sind wir über den Notweg aufgestiegen bis zum Skigebiet, und zum Linken Fernerkogel abgebogen. Ein unschwieriger Gipfel mit wunderschönen nordseitigen Abfahrtshängen über den Hängenden Ferner, die noch pulverig und kaum verspurt waren. Aufgrund der Warnungen hatten wir uns beim Aufstieg vorsichtshalber mal angeseilt, der Gletscher war allerdings gut eingeschneit.


    Die erste Übernachtung war im Winterraum der Braunschweiger Hütte geplant. Das ist allerdings alles andere als empfehlenswert, denn die Abzugsrohre des Ofens, die mitten durch den Raum verliefen, waren undicht. Der Aufenthalt war also ein Wechselspiel zwischen latent drohender Kohlenmonoxid-Vergiftung und Auskühlung aufgrund des dauernden Lüftens des Raumes. Zudem hat der Winterraum auch keine richtige Tür, sondern nur ein Decke. Viel Wärme entweicht dadurch auch in die Vorräume. Eine wirklich unschöne Erfahrung. Auf der Webseite der Sektion Braunschweig wurde nicht darauf hingewiesen. Nur auf der eigenen Webseite der Hütte, auf die ich aber erst später gestoßen bin, hieß es der Winterraum wäre geschlossen wegen "Vandalismus". Das ist schlecht kommuniziert, und was undichte Rohre und fehlende Türen mit Vandalismus zu tun haben ist mir auch schleierhaft. Für mich hört sich das eher nach einer bequemen Ausrede an, den Raum nicht ordentlich warten zu müssen. Die Winterräume sind doch eigentlich ein hohes Gut für das Skibergsteigen bei uns, und es ist wirklich schade dass diese von Hüttenwirten teils so nachlässig behandelt werden.


    Am Freitag ging es dann weiter zum Taschachhaus. Erst erfolgte der lange Aufstieg durchs Skigebiet zum Mittelbergjoch, dann über den Taschachferner hoch zum Hinteren Brochkogel. Eigentlich wollten wir den noch besteigen, die Wildspitze kannten wir schon. Aber unser Zeitmanagement war nicht ideal, so dass wir rechtzeitig vor der tageszeitlichen Erwärmung vom Mitterkarjoch zum Taschachhaus abgefahren sind. Auch hier zeigte sich, dass der Taschachferner unserer Erachtens nach doch gut eingeschneit ist. Diese Ecke ist wie immer sehr gut besucht, und der Gletscher war daher schon gegen nachmittag pistenmäßig eingefahren. Über das Wochenende würde das bestimmt nicht besser werden. Unzählige Gruppen von Gipfelaspiranten für den zweithöchsten Berg Österreichs, der leider wegen der Nähe zum Skigebiet viel zu einfach erreichbar ist, waren hier unterwegs. Das Taschachhaus war wie so oft auch sehr gut besucht, ist aber im Gegensatz zur Braunschweiger Hütte ein Musterbeispiel eines gut hergerichteten Winterraums. Selbst Bier war in ausreichender Menge (noch) verfügbar. Was will man mehr? Allerdings sollte man nicht zu spät am Tag eintreffen, sonst könnte es knapp werden noch einen Platz im Lager zu ergattern.


    Samstag hatten wir keine Lust abermals schweres Gepäck zu tragen und haben uns für eine Tagestour entschieden. Die Wahl fiel auf die Hintere Ölgrubenspitze. Da die Massen zum üblichen Ziel pilgerten, waren wir in der Ecke da hinten komplett allein unterwegs und durften noch die ersten Spuren setzen. Die Abfahrt über das Ölgrubenjoch bot bei richtigem Timing Firn-Genuss vom Feinsten auf unverspurten Hängen bei strahlendem Sonnenschein. Trotz der allgemein dürftigen Schneebedeckung war dies ohne Steinkontakt gut machbar.


    Am letzten Tag visierten wir dann das Taschachjoch an, und wollten von da eigentlich auf die Petersenspitze. Sehr starker Wind machte uns allerdings einen Strich durch die Rechnung, und wir entschieden vom Joch auf den Vernagtferner abzufahren. Und das war das Beste was uns passieren konnte. Da die Hochvernagthütte diese Saison geschlossen ist war da so gut wie niemand unterwegs. Kurzerhand sind wir dann zur Hochvernagtspitze hoch. Dort trafen wir lediglich noch zwei Tschechen, die vom Brandenburger Haus kamen. Hätte es an dem Tag vernünftig aufgefirnt wäre das eine grandiose Abfahrt in seltener Einsamkeit geworden. Aber die Kombination aus Abkühlung und nächtlicher Bewölkung bescherte uns stattdessen einen brüchigen Harschdeckel. Ausreichend Unterlage für die Abfahrt gab es dann bis kurz vor dem Vernagtegg. Ab da hieß es immer wieder abschnallen oder über Sumpfschnee runterrutschen. Das war bis zum Weiler Rofen dann schon etwas mühsam. Ab da konnte man dann über den Weg südseitig der Rofenache bis zum Ortseingang von Vent nochmal gut abfahren. Mit Bus und Bahn ging es dann für günstige 21 € wieder zurück bis Kufstein.


    Tolle Abfahrt vom Linken Fernerkogel über den Hängenden Ferner:


    Braunschweiger Hütte - außen hui, innen pfui ...


    Taschachferner vom Mittelbergjoch - am Morgen noch recht unverspurt


    Der Taschachferner machte schon auch einen gut eingeschneiten Eindruck


    Toller Blick auf den Gepatschferner vom Gipfel der Hinteren Ölgrubenspitze


    Pulverhänge am Ölgrubenjoch


    Einsamkeit am Vernagtferner


    So gut wie keine Menschenseele an der Hochvernagtspitze


    Ab Vernagtegg wird es dann mau mit der Unterlage

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