Allgäuer Haute Route mit Hochvogel

  • Gipfel
    Hochvogel
    Gebirge
    Allgäuer Alpen
    Art der Tour
    Skitour
    Datum der Tour
    7. März 2025
    Ausgangspunkt
    Oberstdorf
    Gefahreneinschätzung
    gering

    Diese viertägige Durchquerung der Allgäuer Alpen von Oberstdorf zum Haldensee hatten wir schon lange rund um das letzte Wochenende terminiert. Umso besser dass wie so oft in den letzten Wochen mit Traumwetter und sehr günstiger Lawinenstufe 1 zu rechnen war. Fraglich war hingegen ob die Schneemenge und -qualität nach dieser langen Hochdrucklage mit frühlingshaften Temperaturen noch ausreichend waren.


    Nach der abendlichen Anreise mit dem Regionalzug übernachteten wir am Donnerstag in Oberstdorf. Wir wollten nicht wie bei der klassischen Route am Nebelhorn sondern by Fair Means am Oytalhaus starten und noch den Schneck mitnehmen. Glücklicherweise ist dieses mit dem Taxi frühmorgens gut zu erreichen, sonst wäre das wohl ein ziemlich zäher und langer Fußmarsch auf Asphalt geworden. Ab Oytalhaus dann ausreichend Unterlage für den Aufstieg auf der Forststraße bis zur Käseralpe und grob dem Sommerweg folgend bis zum Wildenseehüttchen. Es war erschreckend wie ausgeapert viele (süd-)westseitige Hänge bis in die Gipfelregionen schon sind. Auch für uns hieß es kurz vor Erreichen des Himmelecksattels abschnallen und knapp 100 hm Ski tragen.


    Der Aufstieg auf den Schneck sah erst ähnlich grün aus, doch hinter der Kuppe ostseitig offenbarte sich ein schmales Schneeband das bis zum Vorgipfel führte. Vorteilhaft war der wenige Schnee nun tatsächlich für die Besteigung des Hauptgipfels, was relativ(!) problemlos via dem Felsgrat möglich war. Bei der Abfahrt ins Bärgündeletal entpuppte sich nun ein Muster das uns die nächsten Tag begleiten sollte - Nordost/Ost Exposition ist derzeit des Skifahrers Freund. Geniale Firnhänge mit durchgehend mehr als genug Unterlage erwarteten uns für eine grandiose Genuss-Abfahrt.


    Der finale westseitige Schlussanstieg zum Prinz-Luitpold Haus war dann nochmal eine sehr langatmige Angelegenheit mit einigen weiteren Tragepassagen im unteren Teil und ziemlich zerfahrenem Schnee weiter oben. Wir waren jedenfalls froh, dass wir da nicht wieder runter mussten. Mit dem sehr schönen und geräumigen Winterraum der Hütte erreichten wir dann unseren Stützpunkt für die nächsten beiden Tage. Hier ist anzumerken, dass die Gasflasche leer ist, und somit nur mit Holz gekocht und geheizt werden kann. Dafür gibt es erstaunlicherweise in der gesamten Hütte guten Mobilfunkempfang.


    Wenn wir schonmal in der Ecke sind, wollten wir auf jeden Fall einen Tag spendieren für die sehr lohnende Besteigung des Hochvogels. So ging es am Morgen des zweiten Tages hoch zur Balkenscharte, und was uns dahinter nach diesen frühlingshaften Tagen erwartete brachte uns nur noch zum Staunen - pulverige und unverspurte Hänge bis rüber zum Fuchskar. Gerade der kalte Winkel machte seinem Namen alle Ehren. Nach ersten Abfahrtsfreuden dann hoch zur Scharte. Ab da war der Aufstieg zum Gipfel schon großteils auf dem Sommerweg möglich, auch bei der Schnur, der sonst ja meist hakeligen südseitigen Querung der Westschulter. Für die wenigen verbliebenen Schneefelder in steilem Gelände sollte man Steigeisen und Pickel aber trotzdem dabei haben. Nach erhabenem Gipfelglück und Abstieg von diesem alles andere um 250 hm überragenden Koloss dann ab der Scharte wieder Abfahrtsgenuss pur im vom Schatten des Hochvogels gut konservierten und komplett jungfräulichen Pulver. Nach Rückkehr zur Balkenscharte oben etwas Firn aber vor allem zerfahrene und vereiste Hänge bis zurück zum Prinz-Luitpold-Haus. Westseite halt.


    Am dritten Tag (Sonntag) zogen wir weiter über stark ausgeaperte Hönge hoch zur Bockkarscharte. Nach den Erfahrungen der letzten Tag waren wir dabei voller Vorfreude auf den legendären Osthang ins Schwarzwassertal. Und wir wurden nicht enttäuscht - im Schatten Pulver und in der Sonne schon morgens schön aufgefirnt ging es beinahe unverspurt über epische 1000 Meter rauschhaft in die Tiefe. Der Preis für den Premiumhang war dann allerdings der Hatscher raus aus diesem einsamen und abgelegenen Tal über sonnenverwöhnte Südhänge hoch zur Steinkarspitze. Erst 500 hm zu Fuss durch den Frühling, gefolgt von weiteren 350 hm über unzureichend eingeschneite Latschen wühlend war das eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit.


    Nach kurzer Abfahrt hatten wir dann letztendlich die Landsberger Hütte erreicht. Auf der Homepage der Hütte als Notraum tituliert handelte es sich aber doch eher um einen recht komfortablen und voll ausgestatteten Winterraum. Mit einem Eimer konnte man sogar bei der Seilbahn Wasser aus einer Quelle im Steilhang abschöpfen. Und die schöne Terrasse vor der Hütte lud zum ausgiebigen nachmittäglichen Sonnenbaden ein.


    Am letzten Tag endete dann das schöne Wetter, und mit Regen bis auf 1800 m war jeglicher Abfahrtsgenuss dahin. An der Schochenspitze vorbei war die Querung unterhalb der Sulzspitze mehr Fußmarsch als Skifahren. Ab der Strindenscharte dann in den Hängen und auf den Forstwegen wieder ein solide, aber durchfeuchtete Unterlage bis kurz vor Haldensee. Lediglich die letzten 150 hm haben wir die Ski nochmal gebuckelt. Von Haldensee ging es dann gleich mit dem Bus nach Reutte, und von da entspannt im Zug zurück nach München.


    Insgesamt war das eine fantastische Durchquerung durch einen teils sehr einsamen Teil der Allgäuer Alpen mit wenig besuchten Traumhängen. Die Route spielt sicher in einer Liga mit anderen großen Durchquerungen der Ostalpen, wie der Karwendel-Runde oder der Großen Berchtesgadener Reibn. Die Erweiterung um den Hochvogel und der alternative Start im Oytal fanden wir dazu reizvolle Ergänzungen der klassischen Allgäuer Haute Route.


    Kurz vor dem Himmelecksattel mit Höfats im Hintergrund:


    Gipfelgrat am Schneck derzeit beinah schon komplett schneefrei:



    Auch am Hochvogel ist das schon beinah keine Winterbegehung mehr:



    Dafür dann aber unberührte, pulverige Traumhänge unterhalb des kalten Winkel, in die sich bisher noch kaum jemand verirrt hatte:



    Ebenso Traumverhältnisse in den Hängen nach der Bockkarscharte:


    Blick zurück vom Schwarzwassertal in die epische Abfahrt:




    Der Aufstieg aus dem Schwarzwassertal war denn eher eine Frühjahrswanderung:




    Die Sonnenterasse an der Landsberger Hütte:

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