- Gipfel
- Magerstein, Fernerköpfl
- Höhe
- 3273, 3264m
- Gebirge
- Rieserferner-Gruppe - Tauferer Ahrntal
- Art der Tour
- Skitour
- Datum der Tour
- 18. Februar 2024
- Ausgangspunkt
- Gasthaus Säge 2km oberhalb von Rein in Taufers, kostenlos
- Gefahreneinschätzung
- gering
- Exposition der Route
- Nord
Ein weiterer Traumtag!
Heute beginne ich den Beitrag mit einem Zitat von Lukas Ruetz: "Oberhalb der Waldgrenze ist der Winter ein Bombenwinter von der Schneemenge her. Der beste seit langem." (siehe aktueller Blogbeitrag auf Lukas Homepage)
Dem kann ich nach den Touren der letzten Tage und Wochen nur zustimmen. Ab 2000 und besonders ab 2400 Metern liegt sehr viel Schnee. Weiter unten natürlich weniger und das haben wir heute auch zu spüren bekommen.
Gestern herrschte auf der Alpensüdseite Föhn mit sehr warmen Temperaturen und die hohen Gipfel waren lange in Wolken. Wir haben daher nur was "Kleines" gemacht: Gonnerberg ("Henne" bei den Einheimischen) von Weissenbach aus. Geht vom Tal aus dank Rodelbahn, aber Schneequalität eher mäßig - grundsätzlich aber eine sehr lohnende Tour mit tollem Panorama!
Nun aber zur eigentlichen Tour, dem Magerstein, den ich im Sommer schon öfter bestiegen habe und der als Winterziel lange auf meiner Liste stand. Eine herrliche Tour! Mit leichten Abzügen in der B-Note...
Die warm-feuchte Witterung gestern hat dazu geführt, dass sich die "Pulvergrenze" nordseitig von 2000 Metern Richtung 2500 verschoben hat mit der Folge von Bruchharsch in diesem Bereich. Das wurde durch den sensationellen Pulver auf dem Gletscher aber mehr als aufgewogen!
Einen generellen Pferdefuß hat die Tour aber ohnehin: Den Anstieg zur Hochgallhütte (auch Kasseler Hütte oder Rifugio Roma genannt). Nach einer halben Stunde Forstraße folgt ein sehr steiler Aufstieg auf dem Sommerweg (ca 200Hm), der auch bei guter Schneelage in der Abfahrt anspruchsvoll ist. Hoch ging das heute noch gerade so mit Harscheisen, aber abfahren kann man das Stück definitiv nicht, weil es schneearm und stark vereist ist (machen auch die Locals nicht). Ich hatte damit gerechnet, weswegen wir dafür extra die Steigeisen dabei hatten, was den Abstieg sehr entspannt gestaltete. Natürlich ginge es auch irgendwie ohne, aber warum soll man sich's unnötig schwer machen?
Nach dieser Steilstufe ist die Tour recht einfach. Von der Hütte links an Tristnöckl vorbei, hoch zur Gletscherzunge des Rieserferner und über diesen zum Gipfel. In manchen Beschreibungen liest man, von der Hütte ginge es erst zur Antholzer Scharte und dann hoch zum Gipfel, aber das wäre ein arger und unnötiger Umweg. Der Gletscher ist perfekt eingeschneit; keine einzige Spalte erkennbar. Nach einer ersten Abfahrt im Bereich des Aufstiegs (dieser erfolgt links einer markanten Felsrippe) bis etwa 2600 Meter sind wir nochmal hoch und dieses Mal zum Fernerköpfl, um von dort auf der anderen Seite der Rippe abzufahren (noch besserer Pulver).
Lawinengefahr: Null
Fazit: Landschaftlich eine unfassbar schöne Tour mit einem breiten Gletscher, der viel Raum für Abfahrtsvariationen lässt.
Sonstiges: Schneebiger Nock wurde auch begangen.
Persönliche Anmerkung zur Risikoeinschätzung: Ich habe eine relativ geringe Toleranz, was Aufstiege im potentiellen Absturzgelände angeht und kann es nicht ausstehen halbscharig auf einem Zacken der Harscheisen rumkudern zu müssen, wenn ein Abrutschen potentiell gefährlich ist. Daher greife ich vielleicht früher als viele andere zu Steigeisen, auch wenn es nicht unbedingt sein müsste. Auf der anderen Seite fühle ich mich auf Gletschern sehr sicher und verzichte da fast immer auf ein Seil, weil ich das Gefühl habe, die Spaltenzonen, auch wenn sie zugeschneit sind, erkennen zu können. Ein Beispiel ist die Tour auf die Untere Rötspitze vom Freitag: Schon beim ersten Aufstieg dachte ich mir, dass es da für die Abfahrt eine tolle Route durch eine Spaltenzone des Gletschers geben müsste, die noch nicht befahren wurde. Beim zweiten Anstieg hab ich mir das ganz genau angeschaut und dann haben wir das gemacht. Diese Herangehensweise kann man freilich kritisieren und ich habe dafür auch schon Kritik bekommen (sowohl auf Tour als auch im Forum), aber für mich geht es beim Bergsteigen/Skitourengehen eben auch darum, selbst Entscheidungen zu treffen und sich nicht in der (manchmal falschen) Sicherheit von Handlungsempfehlungen zu wiegen.
Bei vielen Gletschern, die ich im Winter begehe, ist es aber natürlich auch so, dass ich sie vom Sommer her in aperem Zustand kenne.
Bilder:
1: Mit Steigeisen auf den eisigen Abstieg.
2: Die angesprochene Felsrippe, die den Rieserferner im unteren Bereich teilt. Abfahrt auf beiden Seiten davon möglich. Der Aufstieg hält sich aber links.
3: Im Aufstieg zum Magerstein mit Hoch- und Wildgall im Hintergrund.
4: Am Magerstein.
5: Die letzten Meter zum Fernerköpfl mit gewaltigem Dolomitenblick.
6: Gipfelbrotzeit dort im Angesicht des Schneebigen Nock.
7-10: Dafür geht man Skitouren!