Schiara-Überschreitung - Klettersteig-Tour Dolomiten

  • Gipfel
    Schiara, Monte Pelf
    Höhe
    2565, 2502m
    Gebirge
    Belluneser Dolomiten
    Art der Tour
    Klettersteig
    Datum der Tour
    4. September 2023
    Ausgangspunkt
    Case Bortot, kostenlos. Zufahrt von Bolzano Bellunese. Guter Übernachtungsplatz. Mittlerweile wurde hier ein PP für 25-30 Autos gebaut - in älteren Beschreibungen ist noch die Rede von nur fünf Parkmöglichkeiten.
    Gefahreneinschätzung
    gering

    Ein Dolomitenklassiker - ganz für mich allein!


    Wichtiger Hinweis gleich zu Beginn: Die Via ferrata Sperti (Alternative zur Zacchi) ist seit rund einem Jahr wegen Unwetterschäden gesperrt; keine Ahnung, ob da eine Sanierung geplant ist.


    Und nun zu meiner Tour: Nach einem arbeitsintensiven Wochenende mit wenig Schlaf auf der Bettelwurfhütte - an dieser Stelle liebe Grüße an Tourentipp-Stammleserin Hilde, die am Sonntag auf der Hütte war - bin ich gestern Abend noch zum Ausgangspunkt gefahren. Ein Kraftakt, der sich aber sehr gelohnt hat! Ich hatte heute das Privileg, die Schiara ganz für mich allein zu haben, denn während der fast 12stündigen Tour habe ich tatsächlich niemanden getroffen. (Eine meiner persönlichen Alltagstheorien besagt ja, dass es in Italien außerhalb der Ferienzeit fast schon unanständig ist, in den Bergen unterwegs zu sein... Und Deutsche sind in den Süddolomiten eh so selten, dass sie unter Artenschutz gestellt werden sollten.)

    Route: Vom PP zunächst eine Stunde gemütlich zur Ponte Mariano (das ist eine Brücke) und ab dort ordentlich steil durch wunderschönen Bergwald zum Rifugio 7 Alpini, von wo es genauso steil weiter zum Einstieg der Ferrata Zacchi geht. Diese wurde anscheinend in letzter Zeit nicht begangen, da im unteren Teil die Nachwirkungen der letzten Unwetter, die aber auch schon ein paar Tage zurückliegen, in Form von abgebrochenen Latschen und Steinschlag-Überresten zu sehen waren. Ich hab da dann unterwegs ein bisserl aufgeräumt und vor allem lose Steine entfernt, die bei größerer Frequentierung durchaus Gefahrenpotential bieten würden. Die Sicherungsinstallationen sind aber gut in Schuss. Bis zur Mitte der Ferrata war ich in dichtem Nebel unterwegs mit wenig Hoffnung auf Sonne. Just an der Stelle, wo die Zacchi spektakulär wird, indem sie in die eigentliche Südwand hineinquert, wo man plötzlich hunderte Meter Luft unter den Solen hat, bin ich über die Wolken gekommen. Ein unbeschreiblicher Augenblick! Euphorisiert bin ich den zweiten Teil der Ferrata förmlich hinaufgeflogen bis zum Bivacco Sperti, wo man dann auch den Felsturm der Gusela direkt vor Augen hat. Nun geht es auf der Ferrata Berti (nicht zu verwechseln mit der Ferrata Sperti!)hinauf zum Gipfel der Schiara, wo ein mit gewaltig nur unzureichend beschriebenes Panorama wartet. In anregender Kammwanderung (teils versichert) geht es jenseits hinunter Richtung Forcella Marmol. Hier gäbe es die Möglichkeit, über die Ferrata Marmol wieder zum Rifugio 7 Alpini abzusteigen, aber da kam mir wieder meine Einstellung "Wenn i scho moi do bin" in die Quere und ich beschloss den Monte Pelf auch noch "mitzunehmen". Auf diesen leitet die frisch sanierte Ferrata Guardino, die auf den ersten 150 Höhenmetern ein wirklich herrliches Klettererlebnis bietet, da man das Stahlseil nur zur Sicherung verwenden kann und ohne künstliche Tritte/Griffe hochkraxelt. Danach fast nur noch steiles Gehgelände und ein schöner Grat zum Gipfelzeichen. Der Abstieg erfolgt auf dem Pelf-Normalweg (unschwierig, T3+, aber oberste 700 Hm sehr steil und sehr sonnig - würde ich als Anstieg zum Pelf definitiv nicht empfehlen), der bei der Ponte Mariano wieder herauskommt. Hier könnte ich mir den Schweiß, der heute reichlich floß, bei einem Gumpenbad mit Genuss abwaschen.


    Anforderungen: Die Klettersteige sind eher einfach; einige C-Stellen, aber meist leichter. Allerdings muss man unbedingt das alpine Ambiente und die Tatsache, dass nur Teilstücke versichert sind, in Rechnung stellen. Es gibt viel "extremes" Gehgelände mit freier Kraxelei im Bereich I-II. Insgesamt etwas über 2300 Höhenmeter; Gehzeit 11-13 Stunden.


    Was ich an den Süddolomiten so schätze, sind die niedrigen Ausgangspunkte (hier auf 700 Metern), weil man dann durch alle Vegatationsstufen wandert, bevor es felsig wird. In den zentralen Dolos startet man ja teilweise schon an der Waldgrenze und wenn da dann kein KS ist, kann's auch mal fad werden. Bestes Beispiel: Normalweg Tofana di Rozes (,die natürlich auch einen geilen KS hat). Start auf 2000m und dann 3-4 Stunden Schotterwüste...nervig und langweilig.


    Bilder:

    Ich bitte um Nachsicht, dass hier keine Aktions-Fotos aus den Klettersteigen dabei sind, aber erstens ist ein Stahlseil auf nacktem Fels kein besonders attraktives Motiv und zweitens mag ich es nicht besonders, das Handy an exponierten Stellen rauszufriemeln, damit's mir am Schluss dann noch runterfällt.


    1: In so einer Gumpe hab ich am Schluss gebadet

    2: Nebelreißen.

    3: Neben dieser Felsnische beginnt die Zacchi.

    4/5: Bergsteigerglück

    6/7: Die Gusela; ich würd den Zapfen ja "il cazzo" nennen, aber wenn ich das auf Deutsch schreiben würd, würd's schlüpfig...😉

    8: Blick zur Tamer/Pramper-Gruppe.

    9: Umfassende Dolomitenschau.

    10: Blick vom Pelf in die Südwand der Schiara.


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